Grundlagen
Man hört es inzwischen so oft „Systemisch …“, und man ist im ersten Moment geneigt „systematisch“ zu verstehen. Doch nein, es ist von „systemischer Beratung“, „systemischer Organisationsentwicklung“, „systemischen Strukturaufstellungen“ und gar von „systemischem Denken“ die Rede. Dabei ist der Grundansatz systemischen Denkens an sich einfach: Er besteht darin, dass die Wirkung zweier Systemelemente miteinander immer Rückkopplungen schafft. Wenn x auf y und y auf z wirkt, dann hat das oft auch wieder Auswirkungen auf x. In Folge hat das, was immer geschieht, auch immer einen Ursprung in uns selbst im Sinne des „eigenen Anteils“. Diese Art zu denken eröffnet ungeahnte Handlungsräume und hilft dabei, das Heft des Handelns noch bewusster in die Hand zu nehmen. Dieses Denken und die Anwendung davon beim Klienten unterstützt und fördert unsere systemische Beratung.
Den Durchbruch für die systemische Denkweise im Business-Kontext ist der kalifornischen Palo-Alto-Gruppe mit ihrem Vordenker Gregory Bateson in den frühen 80er Jahren zu verdanken. Weiterhin ist auf jeden Fall die großartige systemische Familientherapeutin Virginia Satir zu nennen, die in ihrer Arbeit vor mehr als 35 Jahren sehr viele Gedanken der Systemtheorie umgesetzt und weiterentwickelt hat. Später arbeitete sie auch mit Richard Bandler intensiv zusammen mit der Folge, dass das heutige Modell des NLP (Neurolinguistisches Programmieren) auf eine Vielzahl systemischer Wirkelemente zurückgreift.
Systemische Beratung im Vergleich zu „klassischer“ Beratung
Im Beratungskontext haben systemische Vorgehensweisen eine ganz besondere Bedeutung. In Abgrenzung dazu glauben manche klassischen Berater, sie kommen von außen und stünden damit auch außerhalb des sozialen Systems ihrer Klienten und könnten aus dieser Perspektive die von ihnen selbst unabhängige „Klientenrealität“ betrachten, analysieren und dann auch noch wirksam intervenieren. Der Berater bezieht dabei als „Externer“ aktiv Stellung und orientiert sich an dem, was seiner Ansicht nach sein soll. Er spezifiziert Verhaltensänderungen des Klienten, den er gleichzeitig als „Problem- oder Defizitträger“ wahrnimmt. Der Klient wird nicht selten mit Schwächen, Mängeln und manchmal auch mit Schuldverstrickungen belastet. Der Berater nimmt nicht nur wahr, sondern bewertet mit „richtig und falsch“ oder im übertragenen Sinne mit „gut und böse“. Das ausgeprägte eindimensionale Ursache-Wirkungsdenken – das Prinzip der Kybernetik 1. Ordnung – ist erkennbar. Dies stößt in der Beratungspraxis allerdings rasch an seine Grenzen, wenn es um Wirksamkeit im Sinne von gewünschten Veränderungen geht.
Systemische Beratung
Wir bei NextHealth verstehen uns als systemische Berater oder besser noch als Prozessbegleiter. Wir verstehen uns im Veränderungsprozess als Teil des Kundensystems und wissen, dass schon unsere Anwesenheit, unsere Kommunikation und unsere Interventionen im System Einfluss nehmen und uns Teil des Systems werden lassen. Es ist eine nützliche Eigenschaft von sozialen oder lebenden Systemen, dass sie aus sich selbst heraus neue Strukturen entwickeln, sich verändern und wieder stabilisieren können. Der systemische Begleiter unterstützt diesen „Selbstentwicklungsprozess“ und arbeitet damit, damit mit mehr Leichtigkeit attraktive Ziele erreicht werden können, die mit den Menschen im System zuvor gemeinsam entwickelt worden sind.
Kommunikation spielt dabei eine hervorragende Rolle. Wenn es besser werden soll, muss es anders werden. Wenn man die Kommunikation in einem System verändert, dann verändert man auch das System als solches. Und dabei es geht vor allem um den Ausbau der dialogischen Kommunikation, denn Information ist meist genügend vorhanden. Großgruppenarbeit ist ein prägnantes Praxisbeispiel für dialogische Kommunikation im Kontext von Top-Down-Bottom-Up-Mitgestaltungsprozessen und nutzt die Dynamik großer Gruppen, bei denen sich oft das „ganze System“ in einem Raum befindet und damit wirksame Entscheidungen in kurzer Zeit möglich werden.
Bei all dem bleiben wir als Begleiter neutral und stellen aufkommende Themen und bisherige Ergebnisse in Relation zu attraktiven Zielen und gewünschten Ergebnissen. Das Aufzeigen von Möglichkeiten und Sichtweisen öffnet häufig neue, bisher unerkannte Lösungsräume. Der Klient bleibt Experte in seinen eigenen Belangen und bestimmt auch selbst den Grad der Veränderung. Als Begleiter stellen wir methodisch gezielt Fragen und reflektieren die Antworten. Wir verstehen uns als Experten für das Ingangsetzen hilfreicher Veränderungsprozesse und wirken durch aktive Kommunikation, und zwar sowohl im Einzelcoaching als auch beim Begleiten ganzer Organisationen im Change.